
Ro de Wals
Die Fragilität des Seins
Die Werke Ro de Wals verwandeln, halten nicht fest – sondern erfassen die Welt, in der der Mensch sich aufzulösen scheint, ein Spiel zwischen allgemeiner Lesbarkeit und jenem Moment, der uns unerwartet trifft. Filigrane Netze ziehen sich über und durch die Werke von Ro de Wals, pulsierend wie Nervenbahnen, wie Datenströme, die nicht mehr nur durch den Raum, sondern durch den Menschen selbst fließen. Die Figuren tauchen auf, bleiben fragmentiert, verlieren sich im Geflecht – nicht mehr als vollständige Wesen, sondern als Spuren, als Umrisse, als Überreste der Individualität. Was hier sichtbar wird, ist eine Verschiebung: Der Mensch ist nicht länger Subjekt, sondern wird Teil einer Struktur, einer Ordnung, die ihn nicht mehr als Einzelnen erkennt, sondern nur noch als Funktion. Arme, Gesichter, Körperfragmente – sie scheinen noch zu existieren, doch ihre Präsenz ist brüchig. Sie gehören einer Welt an, in der Identität nicht mehr in sich ruht, sondern verarbeitet, analysiert, vernetzt und dupliziert wird.



Der Mensch als Codex
Die Werke zielen aber nicht nur auf visuelle Ästhetik - das Bild als Welt – sondern erfordern die Textrezeption, die sich in den poetisch-allegorischen Titeln entfaltet: Das Wort als Simulation, ein Zeichen, das sich nicht mehr auf eine eindeutige Realität bezieht, sondern im unaufhörlichen Spiel der Bedeutungen oszilliert. Damit schafft Ro de Wals eine Spannung und aber auch Relativierung der Bildsprache. In diesen Bildern liegt ein Moment der Erkenntnis: eine Spur des Menschlichen in einem System, das zunehmend entkoppelt ist vom Leben selbst. Der Mensch wird zum bloßen Zweck, zur Kabelstruktur, zu einem Verdrahtungsrest, dessen Spuren noch sichtbar sind – seine Subjektivität schwindet. Diese Verschränkung des Moments erfährt eine Dezentrierung durch die poetischen Titeltexte: Sie brechen die Geschlossenheit, stören den definitiven Sinn, öffnen eine Spur von Zukunft, eine Möglichkeit der Entfaltung – bevor die Netze sich unwiderruflich schließen.
M. Teutloff, 15.04. 2024

Meine Bilder
Diese Bilder gehören zu einer Sammlung von 100 Werken, die ich seit 1980 in Acryl, Öl, Kreide und Montagetechniken erschaffe. Durch vielfache Übermalungen – teils bis zu 20-mal, oft unter Beibehaltung der ursprünglichen Titel – erhält jedes Werk seinen einzigartigen Charakter.
Ro de Wals
Ro de Wals

Das Leben - ein absurdes Spiel ohne Regeln. Ein Narr genügt, und der Abgrund wird sichtbar.
Acryl auf Leinwand, 90 x 120cm, Basel / Theesen, 2017 / 2024, Ro de Wals

Maikäfer flieg. Der Vater ist im Krieg. Die Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt. Maikäfer flieg.
Acryl, Montage auf Leinwand, 80 x 100cm, Montreal / Theesen, 1990 / 2024, Ro de Wals

BeTrumpet, Ein waghalsiges Überschreiten, ein entschlossenes Vorgehen, ..., der Übermensch , zur Maschine seiner Selbst geworden.
Acryl auf Leinwand, 80 x 100, Montreal Theesen 1990 / 2017, Ro de Wals

Undine
Acryl auf Leinwand, 89 x 119cm, Basel / Theesen 2017 / 2024 Ro de Wals

Si vis pacem, para bellum!?
Acryl auf Leinwand, 80 x 100cm, Berlin / Theesen 1986 / 2023

(arte) facte d - (moll)
Acryl auf Leinwand, 80 x 100cm, Berlin / Theesen 1986 / 2022, Ro de Wals

Die Feinsten betonen, dass der Übermensch sich heute durch Algorithmen auch ohne Kopf optimiert.
Acryl, Collage auf Leinwand, 150 x 200cm, Theesen 2011 / 2023, Ro de Wals

Im Zweifel öffnen wir das Tor zu unendlichen Fragen - ein stiller Spiegel, ewig reich, lädt uns zum Selbst entdecken ein.
Acryl, auf Leinwand, 90 x 119cm, Basel/ Theesen 2016 / 2024, Ro de Wals

Can Can Acryl auf Leinwand, 80 x 100cm, Berlin / Theesen 1985 / 2024, Ro de Wals

Machiavelli
Acryl auf Pressplatte, 87 x 97cm, Theesen 2011 / 2022, Ro de Wals

Auf wankenden Gliedern tanzt das Dasein: welches formt und zugleich zerbricht.
Acryl, auf Leinwand, 90 x 119cm, Basel/ Theesen 2015 / 2023, Ro de Wals


wohin
Acryl, Collage auf Leinwand, 90 x 120cm, Montreal / Theesen 1990 / 2023, Ro de Wals

Wenn die Elemente an unser Ich hämmern, zittert es vor dem Echo des Seins.
Acryl auf Leinwand, 80 x 100cm, Theesen 1989 / 2019
Salome
Acryl auf Leinwand, 80 x 100cm, Berlin / Theesen 1982 / 2022, Ro de Wals

Jo-Jo Acryl auf Leinwand, 80 x 100cm, Berlin / Theesen 1984 / 2020, Ro de Wals

Ro de Wals
Vita:
- Jahrgang 1949,
- berufliche Tätigkeiten: Deutschland (Düsseldorf, Berlin), USA (Cleveland), Canada (Montreal),
- lebt in NRW
